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Peter Murphy, Hamburg 2011: Pwah!

Das Konzert beginnt eher mystisch mit „The Three Shadows – Part 1“ vom Bauhaus-Album „The Sky’s Gone Out“, Murphy mit Akustikgitarre und seinem very rare Bulgarian hat.

Band: Mark Gemini Thwaite, Gitarre, und Nick Lucero (ehemals bei QOTSA), Schlagzeug, die zusammen mit Paul Raven von Killing Joke gerade die Band Mob Research auf die Beine gestellt hatten – als Raven verstarb. Der Bassist ist nicht Jeff Schartoff, habe den Namen des Mannes, der an diesem Abend, offenbar recht kurzfristig eingesprungen, Bass und Violine spielt, nicht behalten, besitze aber jetzt ein Bassplektron von ihm.

Mit „Velocity Bird“ beginnt der Reigen der Songs von „Ninth“, der vielgerühmten, noch nicht genug gerühmten. Auch dabei: „I Spit Roses“. Bei den Aufnahmen zum wohl allerletzten Bauhaus-Album „Go Away White“ füllte sich der Mann den Mund mit Rosenblüten, als er ahnte, daß es zu einem der berüchtigten Bauhaus-Streitgespräche kommen würde. „Daniel said, ‚Peter we need to talk about …‘ ‚Pwah!‘ That’s my answer.“ Der Charmeur. So behauptet er denn auch heute, immer gern in Deutschland zu sein, so beautiful people hier, beautiful ladies, you’re really my kind, und blickt dabei natürlich wieder in sehr blaue Augen. Hält auch ein Schwätzchen auf Türkisch. Vor zwei Jahren sahen wir John Andrews in Murphys Band, heute durfte er mit seiner eigenen neuen Band Loudboy das Vorprogramm bestreiten, und natürlich schaute Murphy sozusagen im Vorbeigehen, als Murphy von nebenan, den anderen Hut hatte er noch auf, für einen Song vorbei („Pretty Bleak“). Und natürlich durfte John Andrews ein bißchen aufgeregt sein, als Murphy ihn für „Silent Hedges“ auf die Bühne holte. Man singt nicht jeden Tag einen Bauhaus-Song auf der Bühne von Ländern mit sehr fremdartigen Sprachen, auch wenn Andrews nach dem Konzert im Garderobengang Madame mit einem perfekten „Entschuldigung“ an ihren eigenen Satz erinnerte: „Ich mag dünn sein, aber ich beherrsche die Kunst des Im-Wege-Stehens.“ Doch ich schweife up.

„If you fall in love with me you’ll never fall out“, heißt es in einem Song auf „Ninth“, und wer seit „Bela Lugosi’s Dead“ im iridescent blue der Murphy-Welt verweilt, weiß: no lie. Er redet aus einem Traum in Gold und Simurghblau, verwandelt Gekritzel in Gemälde und weiß: the captain is sea. Von „Cascade“, dem Album, das er einmal als love drunk bezeichnete,

Cascade handelt mehr vom Licht als vom Wasser. Das kaskadenartige Zwielicht, der Bereich der Kommunikation, der vor dem Bewußtsein versteckt ist. Viele Bilder stammen von liebestrunkener Poesie, die ich in der Türkei gelesen habe. Dieser mystische Ansatz des Islam, wie z.B. auf Wild Birds Flock To Me.“

gibt es „Disappearing“, „Subway“ und „I’ll Fall With Your Knife“, das neue „The Prince And Old Lady Shade“ ist live ein Killer, Mark Thwaites Gitarre läßt Trent Reznors „Hurt“, das Heilige, aus kaskadenartigem Zwielicht kommen, bei „In The Flat Field“ ist er wieder da, der Hochgeschwindigkeitsvogel eines unsichtbaren Sterns. Jedes Mal, wenn der Mann in deine Nähe kommt oder dich ansieht, bist du überzeugt, Charisma wurde am 11.7.1957 geboren. Wir erreichen den Punkt, an dem Butterfly-Bela (Ulf Kubanke, laut.de) die Saturnwürfel wirft: „A Strange Kind Of Love“, das er, wie schon vor zwei Jahren, am Ende in „Bela Lugosi’s Dead“ übergehen läßt, und „Marlene Dietrich’s Favourite Poem“: zum Zusammenbrechen.

Es gibt zwei Zugaben, „All We Ever Wanted Was Everything“ ist dabei und, ah Himmelsplünderer, „Ziggy Stardust“, und dann muß man, als das Licht wieder an ist, irgendwie unzurechnungsfähig auf Ansprache reagieren. Das tat ich, als ich in der Bar des Knust das Murphy-Tourposter vom dafür vorgesehenen und mit viel Tesafilm geschützten Platz abzureißen begann, um es als Beutestück # 2 mitzunehmen, bis ein wackerer Knappe des Knust schließlich kam und fragte: „Eh, was macht ihr denn da!“ Ich sagte: „Wir hätten das gern“, drehte mich wieder um und machte weiter.

Spuck Rosen und danke dem Boot, von dem du glaubtest, es sinkt.

„Wenn es etwas zu entdecken gibt, dann wird es dich entdecken, einfach dadurch, daß es da ist.“ (Peter Murphy)

Give peace to each thing you see. Reject the junk. Pwah.

Peter Murphy Tour Poster 2011.

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