
„Ring Ring“ gehört nach 111 Jahren Überlegung zu meinen 111 Lieblingsvideos. Agnethas Outfit in dem Clip raubte mir den Schlaf. Schön auch die deutsche Version: „Auch bei mir reißt mal der Draht! Häng dich an den Apparat!“ Unter 14 07 03 kann man Agnetha und Anni-Frid dann anrufen. Juliet Forrest, Dead Men Don’t Wear Plaid: „You know how to dial, don’t you. You just put your finger in the hole and make tiny little circles.“ Khm. Phil Spector-Wall of Sound auf Schwedisch: Michael B. Tretow hatte die Idee, „to simply record the song’s backing track twice in order to achieve an orchestral sound. Changing the speed of the tape between the overdubs, making the instruments marginally out of tune, increased the effect.“ Agnetha, I had such a crush on her.
Lemmy Kilmister, Motörhead: „Ist das ein Scheiß? Ist das ein Scheiß? Agnetha! Anni-Frid! Großartige Songs. Schreib mal einen Song wie ‚Fernando‘!“ Pete Paphides, britischer Musikjournalist: „If you don’t like ABBA, you don’t like Pop.“ Und wenn du Pop nicht magst, wenn du einen großen Popsong nicht würdigen kannst, nehme ich dir auch nicht ab, daß du irgendwas von Led Zeppelin verstehst. Nichts Schlimmeres als idiotisch-prätentiöse „Rock-Puristen“, die glauben, auf eine Gruppe wie ABBA verächtlich herabschauen zu müssen. Lemmy wußte, daß Benny Andersson und Björn Ulvaeus perfekte Popsongs schrieben; er wußte, was für ein Wunderwerk ein Popsong sein kann, und alle, bis auf idiotisch-prätentiöse „Rock-Puristen“, wissen auch, wie tief Pop gehen kann. Joe Strummer, Ian McCulloch, Elvis Costello – bekennende ABBA-Fans.
In der BBC 4-Doku „The Joy of ABBA“ erinnert Orchesterdirigent Charles Hazlewood daran, daß „S.O.S.“ in d-Moll beginnt, „the saddest of all keys“. John Grant: „This is one of the greatest pieces of music ever made.“ John Lennon und Pete Townshend zählten „S.O.S.“ zu den größten Popsongs aller Zeiten. Grant: „Agnetha has that perfect understanding of the content of the song – the sadness in her voice! It’s just really… a beautiful thing.“
Grant nennt das, was ABBA machen, auch auf einem Song wie „Knowing Me, Knowing You“, Goth-Pop. ABBA waren eine einzigartige Mischung aus Glamour und tiefster Traurigkeit, incredibly cheerful – und oft verdammt dunkel.
Das Geheimnis der „Zauberstimmen aus dem schwedischen Märchenwald“ (Lemmy), „the beautiful alchemy that happened between Frida and Agnetha’s voices“ (Kim Wilde), diese unglaublich strahlenden Stimmen, die alles, was cheesy sein könnte, einfach transzendieren. Diese beiden Stimmen zusammen = a piece of heaven. Und strahlender als auf „Chiquitita (Spanish Version)“ – ist Gesang im Kosmos nicht vorgesehen. Schöner Kommentar zu ABBA auf YouTube: „Their melody purify the soul much love from Kigali Rwanda“.
Sexy und quirky – I mean, come on – und trotzdem, Agnethas Gesicht am Ende: die ganze ABBA-Geschichte in einem Moment.
Get On The Carousel – Australia 1977

„There is something spiritual about a great pop song“, sagt jemand in „The Joy of ABBA“. Kim Wilde: „That was their talent of making something very normal seem otherworldly.“
Als Benny Anni-Frid zum ersten Mal den Backing Track von „Dancing Queen“ vorspielt, beginnt sie zu weinen. „I was so moved by it.“ Bewegt von der Schönheit der Melodie, des Arrangements, von der Magie dieses Klangraums. Und die Texte: „The Winner Takes It All“ ist, wie Kim Wilde sagt, „one of the most painful songs to listen to“. In vielen ABBA-Songs geht es um „the difficulty of the human condition“. ABBA „have a pure joy to their music“ (Bono), und darunter liegt Melancholie, nordische Düsternis. Bei „The Visitors“ erkennen manche sogar eine an Joy Division erinnernde bleakness.
Spooky New Wave-Synthesizer, Anni-Frids mysteriöser Gesang, die indischen Linien der Melodie, Tomorrow Never Knows in tiefe Dunkelheit getaucht. Jemand hat zu „The Visitors“ auf YouTube geschrieben: „We had a radio station here that played this record for weeks without telling its listeners who the band was. They were getting dozens of calls a day raving about the song and requests that it be played again. Once the station finally announced that it was ABBA, the calls stopped. People are such idiots.“ – Zuerst scheint der Text noch ambivalent, geht es vielleicht um diffuse, paranoide Todesangst …? No. Aber um den sense of mystery des Songs zu bewahren, erklärte Björn erst sehr viel später, er habe tatsächlich an die Situation der Dissidenten in der Sowjetunion gedacht. But the song is more universal than that, of course. Von „Ring Ring“ bis hier: ABBA haben gezeigt, was Pop vermag.
I hear the doorbell ring and suddenly the panic takes me
The sound so ominously tearing through the silence
I cannot move, I’m standing
Numb and frozen
Among the things I love so dearly
The books, the paintings and the furniture
Help me
The signal’s sounding once again and someone tries the door-knob
None of my friends would be so stupidly impatient
And they don’t dare to come here
Anymore now
But how I loved our secret meetings
We talked and talked in quiet voices
Smiling
Now I hear them moving
Muffled noises coming through the door I feel I’m
Crackin‘ up
Voices growing louder, irritation building
And I’m close to fainting
Crackin‘ up
They must know by now I’m in here trembling
In a terror evergrowing
Crackin‘ up
My whole world is falling, going crazy
There is no escaping now, I’m
Crackin‘ up
These walls have witnessed all the anguish of humiliation
And seen the hope of freedom glow in shining faces
And now they’ve come to take me
Come to break me
And yet it isn’t unexpected
I have been waiting for these visitors
Help me
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4 replies on “Today’s Best Song Ever: ABBA – The Visitors”
Ihre grossen Jahre bleiben zeitlos jung und zeitlos erfolgreich.
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ABBA, jaaa, ich war in jungen Jahren ein großer Fan von ihnen. Meine Freundin und ich trällerten unentwegt ihre Lieder (auch wenn wir des Englischen nicht wirklich mächtig waren), nahmen unseren Gesang gar auf Kassetten auf (in der Hoffnung, entdeckt zu werden) und schickten diese dann an irgend ein Tonstudio (die Adresse entnahmen wir aus der “Bravo”). Auch nahmen wir etliche Lieder und Performances von ihnen in unser Showprogramm auf:
um sie dann eben auf diese Art zum Besten zu geben. Ich spielte übrigens die Agnetha *lach*
Für Jungs war damals die Musik von ABBA übrigens sehr verpönt, die rümpften darob nur die Nase (bevorzugten Hardcore), ABBA waren ihnen zu weichgespült. Aber ich denke, das waren halt auch nur so Masken, die die Jungs da trugen, so auf “hart” machen, ja keine Blöße zeigen ;-)
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Oh, wie außerordentlich bezaubernd! Da gäb‘ ich mindestens mein vorletztes Hemd, um das Showprogramm von Dir und Deiner Freundin zu sehen! Oder zu hören! Gibt es die Aufnahmen noch? :) Steht jetzt auf meiner Liste, wenn die Zeitmaschine mal fertig wird: Miss zartgewebt als Agnetha! :)
Mit ABBA geht es mir wie mit den Beatles, je älter ich werde, umso sprachloser macht mich ihr Genie. Wenn man an ABBA denkt, hat man womöglich Vokabeln wie cheesy im Kopf, und dann hörst du sie und schaust dir ihre Auftritte an und du kommst aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ja, sie haben auch Stücke produziert, die ich mir nicht gut anhören kann, genaugenommen nie, was tut’s, bei einer so unfaßbaren Serie von brillanten Songs. Ich las mal, es gibt nur zwei Arten von Menschen – die, die ABBA lieben, und die, die es nicht zugeben. :)
„So Long“ hat für ABBA-Verhältnisse a heavy guitar groove und ein ziemliches Tempo und der Sound ist schon ziemlich irre, oder, wie der Metalhead sagt: absolute banger of a tune. Der Song war keiner ihrer größten Hits, aber ich liebe ihn. Die kleine Choreographie hier am Ende auf der winzigen Bühne, auch so ein typischer ABBA-Moment – absolut hinreißend und leicht verschusselt zugleich, und Agnetha kurz out of sync. Sie wirken immer zugleich wie umwerfende Glam-Pop-Diven und wie zwei Teenie-Mädchen, die für ihr Showprogramm hinter der Bühne noch kurz was einstudiert haben. :)
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*grinsmireinenab* … unentwegt … *lachlaut* … ;-))
„Agnetha kurz out of sync.“ … *schmunzel*, na ja, ich würde sagen, sie ist da irgendwie außer Rand und Band; ganz natürlich ~ liebenswert
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