Helsingør im rauhen Wind, auf dem Weg zur Busstation sehen wir ein Plakat für eine Ausstellung von Hans Henrik Lerfeldt, der soeben mit zeichnerischer Sorgfalt einer schönen Dame die schwarzen Strümpfe anzieht, wir besteigen jedoch Bus 331 und verlassen ihn kurz vor Gurre.
Der Wind weht durch den Bambus, wir wandern auf der Landstraße durch Waldemar Atterdag-Land, ich trage Milady über das Moor. Gurre Slot wird im 12. Jahrhundert erbaut. 1364 wird Gurre zum ersten Mal erwähnt; in einem Papstbrief wird bestätigt, daß König Waldemar IV. Atterdag dort eine Kapelle eingerichtet hat, vermutlich gibt er dem Schloß auch seine endgültige Form. Nach einer Glanzperiode im 14. und 15. Jahrhundert setzt mit der Reformationszeit ein allmählicher Verfall ein. Material aus der Ruine wird für den Bau von Schloß Kronborg verwendet. 1652 wird Gurre als „altes, heruntergekommenes und verödetes Schloß“ bezeichnet, im 18. Jahrhundert liegt es unter Erde und Gesträuch.
Die Legende besagt, daß Waldemar Atterdags eifersüchtige Frau Helvig (Heilwig von Schleswig) des Königs Geliebte, die wunderschöne Tove, in einer Badestube ermordete; die Sage berichtet von dem Zauberring, der die Liebe des Königs an die tote Tove band, so daß ihre Leiche ihn überall begleiten mußte. Einer der Hofleute stahl den Ring von Toves Leiche, doch durch dessen magische Kraft erschreckt, warf er ihn in den See. Dadurch bekam der König eine so große Zuneigung zu dieser öden Gegend, daß er die Burg bauen ließ. Er soll später gesagt haben: „Laßt Gott sein Himmelreich bewahren, wenn ich nur mein Gurre behalten kann.“
Sehr wahrscheinlich war Tove in Wirklichkeit die Geliebte Waldemars I. des Großen; Waldemar Atterdag jedenfalls starb hier, auf Schloß Gurre, im Jahre 1375. Zur Strafe für seine Frevel muß (darf) Waldemar für alle Ewigkeit mit seiner wilden Jagdgesellschaft durch die Wälder um Gurre reiten. Jens Peter Jacobsen gab dem Mythos von Waldemar und Tove eine poetische Form, die Gurre-Lieder von Arnold Schönberg vertonen die deutsche Übersetzung der Texte Jacobsens.

