


Und, liebster Buster-Keaton-Film?
Schwer zu sagen, ich weiß. Ich habe eine besondere Schwäche für „The Cameraman“.
Liebste Buster-Keaton-Szene: natürlich aus „The General“ – Marion Mack fängt während der Verfolgungsjagd an, den Boden der Lokomotive zu fegen, Keaton nimmt ihr am Rande der Verzweiflung den Besen weg und macht ihr klar, sie solle weiter Holz ins Feuer werfen. Sie nimmt ein Stöckchen und wirft es geziert hinein. Keaton sieht zu, reicht ihr einen Splitter, sie wirft auch den ins Feuer. Eine Sekunde vollkommener Fassungslosigkeit, dann würgt Keaton ihren Hals, um sie direkt danach zu küssen.
Ich will nicht sagen „Alles danach ist nur Fußnote“, aber ein überaus wertvoller Beitrag zur Erklärung elementarer Rätsel im Geschlechterverhältnis aus dem Jahre 1927.
Ich habe auch nie ganz die Bezeichnung „Stoneface“ verstanden. Dieses überaus schöne Gesicht empfinde ich als sehr ausdrucksstark. Woran das liegt, weiß ich nicht; entweder ist es so, oder aber, in meiner Wahrnehmung überträgt sich Keatons Körpersprache, und dieser Körper ist ja dauernd am Reden, auf sein Gesicht.
„Viele Situationen sind eigentlich erst da, wenn sie eingetreten sind“. Das Unglaubliche an Keaton ist das permanente Reagieren auf sturzbachartig eintretende Situationen. Alles, was in der Situation auftaucht, ist Teil der Bewegung, in die nächste Situation zu kommen. Alles, was sich absurd in den Weg stellt, wird nutzbar gemacht. Leben als ständiges Wegräumen des Absurden. Oder besser: ist man elastisch genug, um auf sie aufzuspringen, kann man die Überraschung selbst überraschen.
[SPIEGEL ONLINE Forum: Lieblingsfilme – was ist „großes Kino“? – 04.10.2006]



00:51:35 ff.


2 Antworten auf „Buster Keaton“
Buster Keaton hat kurz vor seinem Tod noch „Film“ gedreht, ohne Dialoge und Musik nach einem Drehbuch von Samuel Beckett.
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Ja! Danke für die Erinnerung. Las gerade, beim Außendreh nahe der Brooklyn Bridge waren Allen Ginsberg, Alain Resnais und Delphine Seyrig unter den Schaulustigen.
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