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My Heritage



Christian Erdmann, Geburtshaus.

3 replies on “My Heritage”

Sehr interessante Familiengeschichte. Besonders dieses unsichtbare Band zu Deinem Onkel.
Aus ähnlichen Gründen bin ich anno ’98 mal auf einer Dienstreise nach Nordböhmen (vorübergehend Sudetenland) „abgedriftet“, ein paar Ortschaften weiter – und dann stand ich vor der Fleischerei meiner Großeltern. Das Haus, von dem Großmutter so lebendig erzählen konnte….ihr Lebenswerk. Futsch seit ’45.

Der „Engländer“ lässt sich ebenfalls mit dem 30jährigen Krieg erklären.
Bei Wittstock wurde auf dem ehemaligen Schlachtfeld um 2005 herum ein Massengrab von 75 Skeletten gefunden. Die Analyse ergab, dass die Mehrzahl von ihnen Engländer bzw. genauer Schotten waren.
Man hat einen von ihnen wie Ötzi „wiederhergestellt“ für das Museum des 30jährigen Krieges dort.
Interessante Erscheinung. Einen Kopf kleiner als ich und Träger sehr vieler Mangelernährungsdefizite im Knochenbau. Die „Kranken-Akte“ hängt daneben.
Daraus ergibt sich: Ähnlich den Abenteurern aus Westeuropa, die heute in der Ukraine kämpfen, hat es damals eine Landsknechtswanderung aus ganz Europa nach Deutschland gegeben, weil ja das Landsknecht-Sein sooooo viel Beute und schnellen Reichtum versprach. Die haben damals bei der Anwerbung schon so gelogen wie heute.

Tschechische Namen in Ostpreußen funktioniert auch gut: König Friedrich Wilhelm I. nahm einst die vertriebenen Salzburger Protestanten auf und siedelte sie vorwiegend dort an. Die Salzburger mussten auf ihrem Zug durch Böhmen – und dort gab es mehrere Verfolgungswellen gegen die übriggebliebenen Hussiten (Anhänger von Jan Hus, dessen Reformidee sich weit über die deutsche Reformation im Untergrund erhalten konnte). Da mag sich manche tschech./deutsche Familie den Salzburgern angeschlossen haben.

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Dankeschön, sehr spannend! Wenn ich es richtig verstehe, reicht der Zeithorizont, für den MyHeritage bei diesem Test Zuverlässigkeit beansprucht, zurück bis etwa 1600, so daß die Wirren des Dreißigjährigen Krieges tatsächlich von hoher Bedeutung sind, aber weiter zurück geht es dann auch nicht mit der Differenzierung. Bei den Schweden haben wohl nicht wenige Schotten gekämpft. Ich nehme an, der Test unterscheidet zwischen Engländern und Schotten, aber es werden sicher auch Engländer als Söldner unterwegs gewesen sein.

Sehr interessant das mit den Salzburger Exulanten, die auf ihrem Weg nach Preußen böhmische Protestanten mitgezogen haben könnten. Las gerade, daß der erste Salzburger Zug am 29. April 1732 in Potsdam eintraf, vom König selbst in Augenschein genommen. „Der Zug wird von Zeitzeugen so beschrieben: ‚Durcheinander gemischt gebückte, zitternde Greise in weißem Haar mit starken Männern und Jünglingen im blühenden Alter; erschöpfte und ermattete alte Weiber mit kraftvollen Frauen und jugendschönen Mädchen. Auch an Kindern fehlte es nicht… Dann folgten Wagen voll von Reisegerät, Siechen, Kinderbetterinnen, Entkräfteten, Säuglingen, Neugeborenen und Wiegen.‘ In Berlin teilten sich die Züge, einige wählten den Weg nach Stettin und anschließenden Seeweg nach Königsberg, andere den Landweg.“

Erwähnt hatte ich ja die Besiedlung des Oderbruchs seit 1753: In „Unterm Birnbaum“ erfindet Theodor Fontane (in Anlehnung an das ihm vertraute Letschin) den Ort Tschechin, ein Name, der auf die böhmische Abkunft vieler der dort angesiedelten Kolonisten hindeutet.

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Dazu fällt mir nu wieder ein, dass Hanns von Zobeltitz seine Heimat, die Neumark rechts der Oder „Knödelländchen“ genannt hat. Knödel gehören eigentlich nicht so weit nach Norden. Muss also auch mit angesiedelten Tschechen oder Deutschböhmen zusammenhängen. Passt also.

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