Ein weiterer Australier, der Kummer gewohnt ist. Sein Oeuvre von 1990 – 1998 – „Earl’s World“, „Second Revelator“, „Valley Of Light“, „Spiritual Thirst“ und „Chemical Wedding“ – zeigt ihn als versierten Traumkartographen, vor allem aber: keiner kann härter, staubiger, trockener sein als Hugo, kein Loch ist schwärzer als das, in dem Hugo war, und wenn der „Dirty Old Waltz“ losgeht, bringt man seine Seele besser in Sicherheit. Aber Liebeslieder schreibt der Mann, da wird erst jahrelang und dann noch 400 Meilen für Victoria gewandert, und wenn ich Victoria wäre, würde ich dem Mann den Blues schon austreiben wollen. Die alte U2-Weisheit, daß man nicht mit ihr und nicht ohne sie leben kann, verteilt sich hier auf 50+ Kleinepen, die sich irgendwo zwischen erotisch aufgeladenen Film noir-Hinterzimmern und dem Showdown mit dem Gunslinger, der mit goldenen Patronen schießt, abgespielt haben müssen. Ein träge kreiselnder Ventilator, 40er-Jahre-Kleider liegen herum. Die Stimme klingt, als wäre ihr Inhaber einst losgezogen, um an einer Frau das Ungeheuerliche zu suchen, und als hätte er es dann gefunden. Großartig auch die Coverversionen, etwa von „River Of No Return“ oder Blind Willie Johnsons „Always Will Be God.“
Last night I saw my Captain
He said „Dream your life has changed“
When I woke up this morning
Nothing looked the same
There was money on the table
And roses in the air
Fire inside my mind
And a woman in my bed

Aber all das ist natürlich nur Gaukelwerk des Second Revelator, des Gottseibeiuns, der seine besten Geschäfte da macht, wo das Wundfieber zu stark ist. Das Lachen, mit dem der Teufel dich dann zurück auf Null setzt, mit delirierender Posaune im Hintergrund und einem schubbernden Bassmotiv, an das man sich gewöhnen kann, obwohl es sagt: Verscharren. An einem unbekannten Ort. Ist das noch eine Bassgitarre oder schon eine Kreatur?
Dirtmusic sind Chris Eckman (Walkabouts), Chris Brokaw und Hugo Race, sonst „Knochenbrecher-Punk-Blues“ (Musik-Express)-Experte. Spuckt dir ganz gamblingmanlike auf deinen Stiefelstaub.
„Das ist eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen. An die Umstände kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich muss um die fünf Jahre alt gewesen sein. Im Haus meiner irischen Großmutter, in den Hügeln bei Melbourne, wo ich oft in den Sommerferien war, fand ich heraus, dass sie einen uralten Plattenspieler besaß. Von einem meiner Cousins, denke ich. Ja, und die einzige Platte, die sie hatte, war Rebel Walk.“
Some people got no soul.
