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Musik

Blondie

Debbie Harry, Blondie.
Debbie Harry, Blondie.
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Debbie Harry, Blondie.
Debbie Harry, Blondie.

5 Antworten auf „Blondie“

Bis „Autoamerican“ gab es nur gute, zu denen danach bin ich noch gar nicht gekommen, weil die ersten 4-5 so brillant sind. :)

Ja, Debbie hatte diesen Pin-Up-Glamour, und sie hat diesen Charakter ja auch bewußt entwickelt, aber jedem, der sie auf ihr Aussehen reduziert, entgeht einfach so endlos viel an ihr und dem Phänomen Blondie. Sie ist eine sensationelle Sängerin, was gern übersehen wird, weil der Sound der Band um sie herum so energiegeladen ist. Als Performerin ist sie absolut in command. Sie ist an vielen der Stücke als Songschreiberin beteiligt. Sie hat in den Anfangstagen der Band als Frontfrau in dem Höllenloch CBGB gestanden und auch privat so viele Stahlbäder hinter sich gelassen – es gibt diese schreckliche Geschichte, frühe 70er, sie und Chris Stein werden nach einem Auftritt von einem Mann verfolgt, der in ihr Apartment eindringt, sie mit einem Messer bedroht, fesselt, und schließlich Debbie vergewaltigt. Auch schrecklich aber, wie sie von Frauen dafür angegriffen wurde, daß sie in „Face It“ über dieses Ereignis sagt, sie hätte keine bleibenden Schäden davongetragen, no lasting impact. Was sie dann später nochmals erklärt: „I didn’t want it to. I just said: I’m not hurt, I’m alive, I’m doing what I want to do, I have a wonderful boyfriend‘ – and that was it. I had to consider what was important to me, and being a victim was really not who I wanted to be.“

Das ist, finde ich, ein bedeutender Satz: being a victim was really not who I wanted to be. Das paraphrasiert keine Ungerührtheit, ganz bestimmt nicht. Aber sie war gewillt, jede Art von Übergriffigkeit bis hin zum Attentat, jede Vereinnahmung, jede Objektivierung, jede Zuschreibung wieder hinter sich zu lassen, sie war niemals nur „Objekt“, schon gar nicht Opfer, und darum habe ich auch Schwierigkeiten mit dem Wort „Plastikrevolte“. Bei allem Glamourgirl-Appeal eine solche Stärke in sich zu haben und auszustrahlen, war echte Revolte, und darum ist sie auch so unbedingtes Idol für eine wie Shirley Manson. Diese Ambivalenz kann sie auch in ihrer Stimme zum Ausdruck bringen, die mal geradezu ätherisch, dann wieder mit allen Wassern gewaschen, streetwise und aggressiv klingen kann.

Shirley Manson, übrigens, sagt über sie: „Beautiful women usually try to make everybody around them feel comfortable by dampening their brightness. They don’t show their humour and intellect. They try not to take up too much space. But Debbie is f***ing funny, wry and not very self-conscious. When she’s performing, there are moments that feel so wild that it’s extraordinarily exciting. That combination of unpredictability and beauty is lethal.“

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„Autoamerican“ ist ein abwechslungsreiches Album. Musikalisch gefällt mir auch die Frühphase, als sich Blondie an den Sechzigern orientierte, der Bandsound von der Farfisa-Orgel und dem Schlagzeugspiel geprägt war. Das spektakuläre Aussehen von Debbie Harry und ihr charakteristisch-unterkühlter Gesang sorgten bestimmt dafür, dass die Band bekannt wurde. Aber wie meinte schon Lester Bangs mal: „Blondie liefern die weisse Leinwand, auf die du projizieren kannst, was du willst“.

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„Autoamerican“ wurde damals verrissen, vielleicht aus ähnlichen Gründen wie „Sandinista!“: die Band konnte zuviel. Mittlerweile ist es angeblich Clem Burkes Blondie-Lieblingsalbum. Der Produzent Craig Leon meinte vor einiger Zeit, Blondie war „the most modern band I’ve ever worked with“. Ich liebe nicht alles an „Autoamerican“ gleichermaßen, „The Tide Is High“ und „Rapture“ vielleicht sogar am wenigsten, bewundere aber die Furchtlosigkeit und Abenteuerlust und, indeed, Virtuosität. Aber es waren natürlich auch eine Menge Sessionmusiker präsent, und irgendwie liegt über dem ganzen Album schon die Ahnung, daß es eine Art Schwanengesang ist, fürs erste wenigstens, und es gab ja auch keine Tour für „Autoamerican“. „The Hunter“ habe ich dann immer vermieden, „Maria“ war eine wunderbare Überraschung. Danke für Deinen Joe Strummer-Artikel, Happy Christmas, IGNORE ALIEN ORDERS. 🙃

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„The Tide Is High“ ist eine schöne Coverversion. „Autoamerican“ hatte halt sehr viel mit einem bestimmten Lebensgefühl und dem dazugehörigen Design aus den frühen Achtzigern zu tun. Seither haben sich die Zeiten und Geschmäcker oft verändert. Wie viel Müll wurde in den letzten Jahren von Flohmärkten wieder nach Hause geschleppt? Tonnenweise Müll, und ein paar echte Perlen. Schöne Festtage! Keep on rocking…

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