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Poèmes

In der falschen Welt


Und meine Augen sind weit aufgerissen in der falschen Welt
Dunkeltage, langsames Verglühen, zwei Götter, einer fällt
Die meisten Menschen hier verstehen nicht, was man für sie fühlt
Ich auch nicht und wer weiß, wann die Erinnerung abkühlt

Meine Straße weiß nicht weiter und endet hier im Dort
Durch die Risse in den Schatten höre ich den Schlußakkord
Ich nehme nichts zurück, das Nichts nimmt mich zurück
Alles, was noch vor mir liegt, ist Feuerreiterglück

Wenn es keine Übung ist, dann ist der Ernstfall Wirklichkeit
Die lebendigsten der Toten stehlen uns die Zeit
Ist für alle schlecht, was für nichts gut ist? Ich frag den Polizisten
Er zieht den Colt und sagt, er setzt mich auf die Liste der Vermissten

Doktor, können Sie mir sagen, wo ich unterwegs bin jede Nacht
Meine Träume sind aus Tränen der Verlorenen gemacht
Die Braut trug Schwarz und gab ihr Jawort im verhexten Licht
Die Frau in meiner Hochzeitsnacht erkennt mich nicht

Das Go-Go-Girl im Lazarett behauptet, dass ich an der Front bin
Sie kennt den Rand am Abgrund und sie fällt gekonnt hin
Der Schatten einer Krähe, die den Himmel zu vernichten droht
Fällt auf die Schwester der Barmherzigkeit, sie schreit zerrissenrot

Die Pforten des Entsetzens mit singenden Segeln berührt
Im Boudoir der Opfergänge zu teuflischen Lüsten verführt
Ich schritt um die Königsgräber, der Tod hat sich vertan
Nächtliches Gelächter ohne Ort ist Hymne dir, mein Wahn

Der Wundertäter hebt den Stab, ein Engel liegt in Ketten
Die Engel sprechen rückwärts, um sich vor dem Ritual zu retten
Ein Abschied, der Äonen dauert, ein guter Grund zur falschen Zeit
Das Leid, das ich aus Zuneigung verteile, macht die Hölle himmelweit

Ihr Seidenschoß, ihr weißer Hals für einen Graf aus den Karpaten
Ich schwor ihr auf der Zeitenflucht, ihre Schönheit niemals zu verraten
Für eine Ewigkeit war nichts vor Alles-möglich-sein
Meine Liebe, sagte sie, ist Sternmesskunst für dich allein

Es weht ein Wind, der unser Fieber fieberhaft besingt
Es weht ein Wind, der alle Warnglocken zum Klingen bringt
Kalter Wind weht durch die Stadt, in der das Lachen starb
Wind heulte durch ihr Zimmer, als ich um sie warb

In der falschen Welt. Gedicht von Christian Erdmann.

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