Auch wir sind in Räumen freigelegter Zeit Wie weiße Spinnen, die in Einsamkeit sich weben Träumend, wie im Garten vor lang verschwundenen Monden Ein Wispern war im Rauschen dieser Blätter Wartend, daß noch einmal unser Weben so erzittert
Rubinrot auf den Lippen und sie sagte: komm Und der Wind, der ihre Haare wehen ließ War kalt und nicht von dieser Welt Und sie verging, als wäre sie ein Stich ins Licht Und seither all die Tode, die uns trennen
Der Zug rast in den Sandsturm Im Schatten einer Klapperschlange Spielt sich nicht viel ab Schwarzes Kleid auf heller Haut Woher kommt das Mädchen? Woher kommt das Mädchen?
Der Horizont verbiegt sich in der Hitze Skelette klopfen an die Hintertür Pferdeschrecken frißt den Klang Von Bottleneck auf E Wohin geht das Mädchen? Wohin geht das Mädchen?
Reptilien kriechen durch den Korridor Wolken brennen an den Rändern Jemand sein im Niemandsland Gefährte dieser Steppenhexen Das Mädchen kommt zu mir Das Mädchen kommt zu mir
Chiffon zitterte vom Herzschlag In einem nie gedrehten Louise Brooks-Film Der Mond hat einen Doppelgänger Kein Organ ist kälter als Gehirn Wohin führt das Mädchen? Wohin führt das Mädchen?
Was ist es, das sie tun in Zimmer 16 Todesvogel landet hier auf ihrem Arm Und flattert wieder fort Das ist es, was sie tun in Zimmer 16 Das Mädchen macht Das Mädchen macht ihn ab, den Himmellack
Sehr weit unten warten wohl die Kraken Auf die Proportionen eines Abgerutschten Wo sind sie hin, die blinden weißen Fische Die an meiner letzten Planke lutschten?
Sternvertäut, wie auf dem Deckel meines Sargs Und nicht geneigt, in diesen Schlund zu sinken Auf dessen Grund noch nie ein Auge sah Wo die matten Arme der Ertrunkenen winken
Der bleiche Mond, erbarmt er sich? Er malt mir eine Silberstraße auf die Wogen War nicht schon einer, der auf Wasser ging? War nicht einer, schlimmer noch als ich betrogen?
Als wär’s der süße Leib Kalypsos Umschling‘ ich dieses Holz auf sieben Meeren Und wenn kein Strand mehr mich als Treibgut will Werd‘ ich noch lang den Nymphenleib beschweren
Ach! Zu kalt das Herz für alle Träume Zu hart das Holz für einen Nymphenschoß Zu mitleidlos der Plan der Fluten Zu nah das Grab für einen Leichtmatros‘.
Durch Flavy-le-Martel donnert der Fünfuhrzug Vom Bäcker kommt Jacqueline vielleicht
Jacqueline ist 11 und kann den Regen sehen, bevor er fällt Du weißt jetzt, daß dir niemand glaubt, wenn du die Wahrheit sagst Dein Vater unterm Citroën, seine Werkstatt, seine Welt Deine Mutter blättert in Journalen aus Paris, wenn du sie fragst
Und der Nagellack läuft aus Geh schön spielen, Kind Mama, weißt du was? Tu, was man dir sagt, Jacqueline
Jacqueline ist 11 und Gott hat sich die Augen ausgerissen Madame Laclos die Lehrerin nennt es eine Phase, die vergeht Am Kirschbaum hängt ein Seil, die Krähen wissen Es ist Onkel Paul, der sanft im Wind der Picardie sich dreht
Jacqueline steht auf dem Feld Sie hat aufgehört zu spielen Bunte Reihen von Quadraten tropfen aus den Linien
Septembervögel sind der Menschen müde, alles ist ein anderes jetzt Die Geister kommen aus dem Abgrund bei der Mauer Ein Eichhörnchen verblutet, eine Puppe ist zerfetzt Scharlachrote Schatten liegen auf der Lauer
Jacqueline ist 11 und glaubt sie ist den Streit nicht wert Der Bruder, der nie kommen wollte hält stumm den schwarzen Luftballon
Jacqueline mit Blumen aus dem Garten einer Anstalt steht auf dem Feld, vergißt den Weg zurück Paul ist tot seit dreißig Jahren, grau und kalt erwidert er des Mädchens blauen Blick
Jacqueline verblaßt im Wind der Picardie Ich sah ihr weißes Kleid vom Zug aus um fünf Uhr.