Der siebte Tag
SIE hatte sich in seine Träume geschlichen in einer der Nächte
SEVEN LONG NIGHTS TO THINK
zwischen Dienstag und Dienstag, lautlos und so, wie der Gott seiner Träume SIE erschaffen hatte, badend wie eine Tochter des Neptun, jedoch nicht unter freiem Himmel, sondern in einem Schwimmbecken. Ein Schwimmbecken, wie es in einer Sequenz des Filmes Katzenmenschen vorkommt. Aber niemand löschte wie im Film das Licht, kein Fauchen zerriß die Stille, Aljoscha schwamm einfach neben IHR im Wasser, ohne jede Anstrengung, zwischen ihnen hundert Andeutungen, und er dachte: Das Becken ist das Gefäß der Liebe.
Mancher hat ein Traumland, das er Nacht für Nacht durchwandert, im Wachen nie gesehene Gestaltungen, stets aufs neue reproduziert, wie Gedächtnisrelikte eines früheren Daseins. Jeder hat im Traumreich seine eigenen Archetypen. Und die unergründliche Regie der Nachtseele ergötzt sich an unbegreiflichen Konstanten und merkwürdigen Apotheosen. Iris, ein Mädchen aus Aljoschas Schule – sie hatte ihm einmal nach der letzten Stunde einen langen Kuß und unruhige Zärtlichkeiten erlaubt –, residierte unanfechtbar als Liebesgöttin in seinem Traumuniversum, obwohl er die wirkliche Iris schon längst nicht mehr sah und nicht einmal mehr an sie dachte. Wenn er von Iris geträumt hatte, wachte er gesegnet auf. Gefährtin, Führerin, Verführerin, Fingerzeig aufs Schicksal, Erlöserin, Fatale und Totale, Irre und Wirre, Weise, Naseweise, Fesselnde, Entfesselnde, Besänftigende, Rasendmachende, Märchenhafte und Mirakel, Gedankenvolle, Geneigte und Genaugenommene, Dominierende, Dolmetscherin und Dame, Zärtliche, Zähe, Zielbewußte und Zerzauste, Elegante, Ernste, Erregende, Erlaubende, Erhebende, Bestechende, Bewußte, Beflügelnde, Blatt-vom-Mund-Nehmende, Verbessernde, Vernünftige und Verrückte, verblüffend, verwundert und verträumt, hemmungslos, humanisierend, heilkräftig und herb, trotzig, tonangebend und tiefblickend, kräftigend, entkräftend, infernalisch, intensiv und ohne ihresgleichen, ruhend, revoltierend, radikalisierend, kurz das Weibliche in jeder Hinsicht war Iris, die sich’s nicht hätte träumen lassen, in Aljoschas Träumen.
So wie das Becken in jeder Hinsicht das Gefäß der Liebe war. Aljoscha war nicht mit der Liebesgöttin Iris in das Traumwasser des Schwimmbeckens getaucht; er verstand, er verstand. Das Schwimmbecken war 2000 Faden tief. Aljoscha sah den Grund. Leda beklagte sich manchmal: „Warum träumst du eigentlich nie von mir?“, und Aljoscha antwortete: „Aber ich träume ja von dir“, denn schließlich ist auch abstruse Archetypenwahl nur Archetypenwahl.
Es war fast 15 Uhr 45, und daß Aljoscha die letzte Vorlesung des Dienstags absaß wie im Mastkorb eines Schoners, lag eben daran, daß nicht Iris im Traum erschienen war. Die Katzenmenschenfrau hatte bewirkt, was Leda zu bewirken wünschte: SIE hatte seine Archetypen abgesetzt und seinen alten Traumkult vernichtet.
Es war der siebte Tag. Aljoscha beeilte sich. „Sie ist vor mir in Wolchonka gewesen letzten Dienstag“, dachte er einen Denkfehler, denn es war ebensogut möglich, daß SIE am letzten Dienstag mit derselben Metro von Damtorsk nach Wolchonka gefahren war wie er selbst, daß SIE nur schon in Damtorsk am anderen Ende des Zuges eingestiegen war (um dann in Wolchonka am anderen Ende des Bahnsteiges auf ihn zu warten) (und ihn zu sich zu rufen) (durch psychomagnetische Deklination) (und es war um die sechste Stunde und Jesus traf die Frau am Brunnen und sie sagte, Herr, du hast nichts, womit du schöpfest und der Brunnen ist tief).
Aljoscha beeilte sich. Er hielt einfach mit der Menge Schritt, die es fast immer eilig hat, bei Kälte ganz besonders. Seinetwegen hätte die Menge auch anfangen können, zur Damtorsk-Station zu traben oder zu hopsen, er hätte alles mitgemacht, was seine Hochspannung ein wenig gelöst hätte. Andererseits durfte er das Schicksal auch nicht zu sehr herausfordern. Er und mit ihm alles andere mußte den normalsten Gang gehen. Wenn nur keine Hexe hinter ihm war! Russische Hexen gehen nämlich hinter ihrem Opfer her und imitieren seinen Gang; wenn Hexengang und Opfergang in völliger Übereinstimmung sind, läßt sich die Hexe fallen…
Aljoscha wünschte sich 360°-Augen. Er wünschte sich genau dorthin, wohin seine Füße ihn jetzt trugen, und zugleich wünschte er sich weit, weit fort. Er hörte die Musik, die sich wie von selbst zusammengestellt hatte zu einer Art von Liturgie.
Als er den Bahnsteig erreichte, sah er die Metro nach Putjagora auf dem Gleis stehen. Noch waren die Türen geöffnet. Noch konnte er in den Zug springen.
SOMEONE FETCH A PRIEST
War SIE da drin, in diesem Zug? Oder war SIE noch auf dem Weg zum Bahnhof?
YOU CAN’T SAY NO TO THE BEAUTY AND THE BEAST
Wirbelndes Schicksalsrad! Wirbelndes Schicksalsrad! Laß mich zwischen deine Speichen für eine Sekunde der Wahl!
Nein. Nicht dieser Zug.
Das Zeichen zur Abfahrt! Die Türen schlossen sich, die Metro fuhr dahin. Aljoscha lehnte sich an den Betonwall, der vor dem Fall auf die Rolltreppe schützte. Im Bahnhof Damtorsk fuhr man mit der Rolltreppe zu den Bahnsteigen hinauf, und Aljoscha observierte den Menschenstrom, der da ankam, so gut man das vermag, wenn man zugleich den Eindruck panoramischen Desinteresses zu erwecken versucht.
Stundenlang vergingen einige Minuten, untermalt von Klängen und Gesängen aus Schwarzafrika, zu denen der Trommler Stewart Copeland seine eigenen Rhythmen beisteuerte. Plötzlich nahm auch die Realzeit einen Rhythmuswechsel vor.
Eine Aureole schien SIE zu umgeben, weil SIE die Langerwartete war. Noch konnte er IHR Gesicht nicht sehen. Er erkannte SIE an der hohen Gestalt und an der 40er-Jahre-Thriller-Frisur. SIE trug einen langen Wintermantel. Russischgrün. Sehr tiefes Grün. Als SIE von der Rolltreppe auf den Bahnsteig trat, war Aljoscha schon wieder eine Allegorie der Indifferenz.
Der Gang der Frau
Verhindert ewig, o ihr Weltenlenker, daß dem Auge eines Todgeweihten, dessen Blick schon bricht, als letzter Anblick eine Frau erscheint, die einfach nur vorbeigeht. Verhindert, wenn der Arme nicht verdammt sein soll, daß sein letzter Blick den Schritten einer Dame folgt, die zufällig des Weges kommt. Man sagt, des Todes Schrecken ist einzig und allein das Nichts, aber hol’s der Teufel, wenn dieses Nichts nicht fein gestaffelt ist! Wenn endgültig genug geschrammelt ist nach schönen Augenblicken und die Stunde dräut, da wir der Dinge kommen, die da harren; wenn man nicht mehr sieht, wie hoch man schon gestiegen war, sondern nur, wie tief der Fall sein wird; fängt dann nicht sogar der Hartgesottene an, die Nichtse zu sortieren? Und ist’s nicht eins der schlimmsten Nichtse, wenn nichts mehr auf die Netzhaut geht? Das kann man so und so sehen? Noch. Da liegt der Hase ja im Pfeffer. Aber wenn kein Hase und kein Pfeffer mehr zu sehen ist, kein neuer Morgenhimmel mehr, der sich rötet wie die Wangen einer Braut? Wenn man nicht mal mehr die Hand vor Augen sieht, kann man sich das vor Augen halten? Eben nicht. In dieses Nichts zu müssen, das ist arg; und darum, mächt’ge Richter, verschlimmert nicht den Abschied tausendfach – laßt ab vom Wack’ren, der seine Seele schon verröchelt; laßt nicht sein letztes Bild, bevor der Große Wandler kommt, das Wandeln eines Weibes sein.
Nur die Frau hat einen Gang. Der Mann geht, weil er gehen muß, er ist immer unterwegs von A nach B, sein Gehen ist rein funktional und ohne Lust, es hat nichts Metaphysisches und gleichsam Schwebendes, und es hat schon gar nichts, was das Erfinden solcher Worte wie Grazie oder Anmut zwingend nötig gemacht hätte. Aber gerade der Mann, der zu schlendern versucht, der also seinen Funktionalgang vorsätzlich zum Herumlatschen abbremst, produziert Fortbewegungsarten, die seit dem täppischen Abgang des Australopithecus von diesem Planeten als eliminiert galten. Wenn er beschwingt eine Treppe abwärts schlingert, wenn seine Füße dabei in alle Richtungen schnellen, als würden aufgescheuchte Frösche in den Socken sitzen; wenn frenetisches Flattern der Hose den debilen Step begleitet und das ganze unkoordinierte Chaos deutlich macht, warum der Physik gar nichts anderes übrig bleibt als die Auflösung des klassischen Materiebegriffes, dann wird evident, daß Treppen dazu da sind, die Frau herabsteigen zu lassen aus den objektiven Himmeln ihrer Weiblichkeit. Keine Treppe bringt die Frau aus ihrem Ur-Rhythmus, dem welttragenden, der aus dem Becken kommt, dem Klangkörper des All-Tons. Wenn die Frau einen Zank damit beendet, daß sie auf dem Absatz kehrt macht, ist ihr Gang Bestimmtheit selbst, autonom und zwingend, einen Stolz diktierend, der aus Königen Kretins, aus Prälaten Pöbel und aus Städten Sandgekrümel macht. Dem Mann fehlt diese Fähigkeit: sich mit jedem Schritt zu buchstabieren. Man weiß nicht, ob er gerade zum Martyrium unterwegs ist oder zur Bushaltestelle. Geht er die Welt retten oder ins Büro? Kein Unterschied.
Der Gang der Frau ist das ewige Weitertanzen Salomes, die niemals zu versklavende Geschmeidigkeit der Artemis, der kreisende Schoß der Astarte, der Trotz der Jeanne d’Arc vor ihren Richtern, der unbeirrbare Gang durch die Geschichte mit jenem Hauch von Überlegenheit, an den zehntausend Jahre Unterdrückung nicht reichen – das für immer Unberührbare. Die Frau geht voller Eleganz durch einen Hurrikan und mit Würde aufs Schafott, ihr Gehen ist die ewige Bewegung um einen Schöpfungspunkt herum, der Schreitzyklus ihrer Schenkel ist wie der elektromagnetische Atem des Universums, und wenn ihr Gang von jener Art ist, daß es einem Mann die Augäpfel zu sprengen droht, dann handelt es sich nicht um etwas Künstliches, sondern um Natürliches als Kunst. Alles andere bildet ihr Spalier: der Gang der Frau ist jederzeit ein Kommen, auch wenn es nur ein Gehen ist.
Es war der 24. November. Aljoscha überquerte die Kreuzung am Damtorsk-Bahnhof und bog in die Allee ein, die zum Universitäts-Hauptgebäude führte. Ein Schwarm nachdenklicher Vögel zog über ihn hinweg. Er näherte sich den Mysterienkulten, und das Mysterium näherte sich ihm.
SHE’S WALKING DOWN THE STREETS
SIE kam ihm entgegen unter den schwarzen Gerippen der Bäume. Er war wie vom Wetter gerührt. Es war doch erst Montag! Es war erst gottverdammter Montag! SIE,
BLIND TO EVERY EYE SHE MEETS
zunächst nur ein Schemen in der Ferne, eine Luftspiegelung in der Wüste, dann jedoch eindeutig offenbart durch IHREN Gang, SIE kam auf ihn zu wie des Henkers schöne Tochter, unbeirrbar, ohne Hast,
SHE HOLDS HER HEAD SO HIGH
IHRE Ledertasche mit beiden Armen an sich drückend wie eine Magd den Apfelkorb oder eine Hexenkönigin den Kater, die fünf Töchter der Gnade im schwarzen Handschuh. Weil der Schwung der Arme entfiel, wirkte SIE
LIKE A STATUE IN THE SKY
noch zurückhaltender, noch unerschütterlicher, noch mehr in sich gekehrt als sonst; IHR Gang wurde dadurch nur noch aufsehenerregender. SIE vollzog eine gelassene Tortur an jedem, der SIE beobachtete, und allein die Art, wie SIE sich bewegte, brachte klar zum Ausdruck, wie das Getriebe der Welt für SIE keinerlei Konkretheit annehmen konnte, wie extravagant die Vorstellungen sein mußten, die für diese Frau Bedeutung hatten. Oder war es ein Schmerz, zu tief, um Außenwelt zu dulden? SIE ging wie eine Frau, die abzuwarten wußte, den Blick gesenkt, vornehm wie eine Pfingstrose am Mittag, schlank wie eine der Lamien.
Ein reichlich abgekartetes Spiel
Aljoscha betrat den Fahrstuhl und schloß das Gitter. Der Fahrstuhlführer musterte ihn mit dem Nicken eines listigen Untersuchungsrichters. Es nahm kein Ende, dieses Nicken.
„Was soll das heißen?“ rief Aljoscha. „Sie verstehen sich am Ende gar als eine Art Mitwisser?“
„Hören Sie“, sprach der Fahrstuhlmann, „im dritten Stock wohnt eine, die Sie liebt!“
„Ich weiß“, antwortete Aljoscha müde.
„Und dann ist da eine, die sich im Souterrain verborgen hält, die liebt Sie auch!“
„Das sagen Sie. Können wir jetzt fahren?“
„Dritter Stock oder Souterrain?“
„Zur Empore. Ich möchte die Konstellationen betrachten.“
„Gibt harsche Tendenzen bei einer Triade, was?“
„Zerstörerische. Schweigen Sie endlich.“ Aljoscha hatte plötzlich den Eindruck, als trüge der Fahrstuhlführer eine Maske und hinter der Maske kein Gesicht.
„Mythen, gewiß. Aber sind sie fraglich, weil sie Mythen sind?“ gab der Fahrstuhlführer zu bedenken. Die Empore war erreicht. Aljoscha gab dem Fahrstuhlführer ein paar Münzen und sagte: „Hier, kaufen Sie sich davon einen Flugfrosch.“ Er bezog den Standpunkt der Observation und richtete sein Augenmerk auf eine Vielheit, die sich zur Einheit versammelte in einem reichlich abgekarteten Spiel.
(Allgemeines Gemurmel)
DER HERRSCHER. … doch, doch… manche beginnen zu verstehen, daß die Ewigkeit in einem einzigen Augenblick wohnt…
DER HOHEPRIESTER. Wollen’s hoffen, wollen’s hoffen!
DER RITTER DER SCHEIBEN. Mein Pferd tanzt auf zwei Hufen über 39 Stufen voller Pulverschnee!
DER RITTER DER STÄBE. Mein Pferd machte mich kürzlich darauf aufmerksam, daß sich die Sterne in der Sakeschale spiegeln!
DER RITTER DER SCHWERTER. Sag noch, dein Pferd furzt Maximen.
DER RITTER DER STÄBE. Auch, auch!
DER NARR. Pardon! Pardon! Wohlaufgemerkt! Das erste Wort!
TUGEND. Bitte, wäre es wohl zuviel verlangt, uns den Grund zu nennen, der uns hier zusammenführt?
DER TEUFEL. Gründe, wer braucht Gründe? Kleinkariert, ducknackig! Kannst du nicht einmal grundlos sein? Motivation, Klotivation! Nimm mal den dings, wie hieß er, Jesus! Hatte der einen Grund? Den würde er wohl immer noch suchen!
TUGEND. Mit dir spreche ich nicht, Versucher!
DER TEUFEL. Mit mir spricht jeder irgendwann. Darum sind wir ja hier, Puppe.
DER MAGIER. Wir sind hier, um in die Waagschale zu werfen und Widerhall zu finden. Wir werden ins Gewicht fallen, und wir haben Nachdruck zu verleihen.
DER TEUFEL. Sicher, wir waren nicht immer einer Meinung, aber er hatte doch Mumm, dieser Christus. Doch, doch. Ich ziehe meinen Hut.
DER NARR. Hut?
DER TEUFEL. Das sagt man so. Ich ziehe meinen Hut. Man muß keinen aufhaben, weißt du? Ich hab mich mal mit Grammatik beschäftigt.
DER MAGIER. Als der Vorsitzende dieses Nachtkonzils erinnere ich daran, daß wir nichts als Ganzheit sind, sobald ein freier Wille durch die enge Pforte dringt. Laßt daher alte Zwistigkeiten ruhen! Ich werde jeden Streit beenden, der nicht dazu taugt, die Dunkelheit, aus der man uns rief, zu erhellen. Wer weilt noch anderwärts?
MOND. Der Tod. Doch ich sehe ihn, er ist schon nah.
DER TEUFEL. Oh stille Mondgöttin, deine Weitsicht! Dein mädchenhaft ungetrübter Blick! Dein keusches, kaltes Licht! Aber mich kannst du nicht täuschen, Urheberin der Fieber! Schöpferin des Zweideutigen! Sind wir nicht wie Geschwister?
MOND. Mein Licht ist wie eine Oase für den Durstigen. Deine Liebe ist wie Gift in einem Brunnen.
DER TEUFEL. Was für eine gräßliche, groteske Unterstellung! Ich habe allenfalls interesseloses Wohlgefallen an –
DER TOD. (Hereinstürzend) Entschuldigt! Ich wurde aufgehalten.
TAPFERKEIT. Hat man Euch zu einer Partie Schach gefordert?
DER MAGIER. (zum Tod) Nimm Platz, wir wollen beginnen.
DER TOD. Ich stehe lieber. Man weiß nie.
DER MAGIER. Du bist jetzt nur Prinzip.
DER TOD. Ach ja. Verfluchtes Durcheinander.
DER MAGIER. Ich eröffne also diese Konferenz, die nach irdischer Zeit den zehnten Teil vom zehnten Teil einer Sekunde dauern wird. Wer will beginnen?
DER WEISE EREMIT. Ich bitte um Gehör.
DER TEUFEL. Was will er, ein Hörrohr?
DER MAGIER. Sprich, Eremit.
DER WEISE EREMIT. Ihr wißt, ich bin ein Pilger, der von Stadt zu Stadt gegangen ist, ohne einen Blick für Tand und Flitter; ich war auf hohen Bergen und in tiefen Tälern, um zu finden, was keiner von euch sucht. Und so mancher wird sich denken: was will er uns denn sagen, er kennt sich doch nicht aus! Aber ist einer unter euch, der mit einem Scheusal rang, größer als die Pyramiden? Stand einer von euch Auge in Auge mit dem Biest, das Versuchungen ausdünstet, betörend wie die wohlduftenden Essenzen der Libyer, lockend wie ein Hauch von Ambra oder Zibet auf der milchweißen Haut der Odaliske? Hat einer von euch je einen Zweikampf ausgetragen mit dem von schwarzen Pusteln übersäten Urbild des Verrats? Der soll mich unterbrechen!
DER TEUFEL. (Wiener Schmäh imitierend) Der Sigmund, des is a Freud.
DER WEISE EREMIT. Ich sehe mit Betrübnis in das Innere der Angelegenheit, die wir verhandeln sollen. Sie ist ernst.
DIE HERRSCHERIN. Und wißt Ihr auch, wie ernst sie ist, mein weiser Mann?
DER WEISE EREMIT. Ah, Ihr! Unwürdige! (mit dem Finger auf die Herrscherin zeigend) Ihr sitzt da wie ein Freudenmädchen!
DER TEUFEL. Ach Gottchen, haben wir noch nie einen Strumpfhalter gesehen?
DIE PRINZESSIN DER KELCHE. (Tuschelnd) Henri der Dritte fiel jedesmal in Ohnmacht, wenn er eine Katze sah!
DIE PRINZESSIN DER STÄBE. (Mit ihrem Fächer wedelnd) Das Obszöne entsteht im Auge des Betrachters, das ist meine Meinung! Ist sie die Liebesgöttin oder nicht?
DER MAGIER. (zur Herrscherin) Madame, hättet Ihr die Güte, Eure Kleidung ein wenig zu arrangieren.
DER TEUFEL. Köstlich! Was für eine Farce! Haben wir schon angefangen, oder wie?
DIE PRINZESSIN DER SCHWERTER. Aber wer ist es denn, der uns befragt?
DER MAGIER. Er zählt die Sterne an seinem Nachthimmel, verhundertfacht die Zahl und schwört, es sind die Jahre, die er eine Fremde liebt.
DIE PRINZESSIN DER SCHWERTER. Ach… das ist hübsch.
DER WEISE EREMIT. Sinnlose Verwirrung ist nicht hübsch! Dieses Herz, das in einer anderen Schuld steht, wird von einer Sirene becirct! Und ich sage, wer den Weg gefunden hat, warum sollte er den Weg verlassen? Wer den Stab hat, sich darauf zu stützen, warum sollte er nicht standhaft bleiben? Das höchste Gesetz, hat es keine Geltung mehr? Dieser törichten Anwandlung muß Einhalt geboten werden, oder die Steine in den Mauern werden schreien!
DER TEUFEL. (zum Narren neben ihm) Très joli, n’est-ce pas?
DIE HERRSCHERIN. Ihr seid im Irrtum, Eremit. Das höchste Gesetz, es gilt noch immer. Auf die Silbe.
DER TEUFEL. Großartig! Dann können wir ja alle wieder nach Hause gehen. Ich habe einen Braten in der Röhre.
DIE HERRSCHERIN. Einen Menschen lieben, das war und ist Gesetz.
DER WEISE EREMIT. Ihr betont es falsch. Einen Menschen lieben.
TUGEND. Muß man nicht alle Menschen lieben, damit man einen liebenkann?
DER KÖNIG DER SCHWERTER. Durchaus nicht. Aber man kann alle Menschen lieben, indem man einen liebt.
DIE PRINZESSIN DER SCHWERTER. Aber wer alle Menschen lieben will, muß ganz abstrakt werden! Sind nicht alle großen Komponisten Philanthropen?
DER RITTER DER SCHWERTER. Philanthrop oder Misanthrop. Was im übrigen dieselbe Abstraktion ist.
DIE KÖNIGIN DER SCHWERTER. Aber jeder Philanthrop hat etwas Misanthropisches, weil er von der Güte des Einzelnen absieht. Und jeder Misanthrop hat etwas Philanthropisches, weil er die Schlechtigkeit des Einzelnen verzeiht.
DER RITTER DER STÄBE. Ha! Genug Schwertgeschwätz, um der Hydra die neun Köpfe abzutrennen, aber leben eure Worte je durch Blut? Worum es geht, das ist doch wohl, beim Zeus: ist der Mensch denn noch bei Trost, der sich davon abhält, seinem Herz zu folgen?
DER KÖNIG DER SCHEIBEN. Worum es geht, das ist doch wohl, beim Jupiter: ist der Mensch denn noch bei Trost, der alles aufgibt wegen einer Laune?
DER TEUFEL. Worum es geht, das ist doch wohl, bei meiner Rübe: ist der Mensch denn noch bei Trost, der sich diesen Quack noch länger anhört?
DER RITTER DER SCHEIBEN. Es gibt nur eine Wahrheit, und wer sich ihr in den Weg stellt, hat mit Sachschaden zu rechnen!
DER RITTER DER STÄBE. Aber welche ist es?
DER RITTER DER SCHEIBEN. Weiß ich doch nicht.
DER RITTER DER STÄBE. Die Moderne geht mir auf den Sack. Früher war alles einfacher.
DER MAGIER. Konflikt entsteht aus der Verschiedenheit von Sein und Sollen. Was trifft aufeinander? Ein Herz, das sich ein Gesetz gab, und eine Fügung, die scheinbar Herz und Gesetz entzweit.
DER HÄNGENDE MANN. Man kann natürlich vieles Fügung nennen!
DER TEUFEL. Herrgott, warum schreist du bloß immer so?
DER HÄNGENDE MANN. Verzeihung. Meine Haltung verleiht mir die Impression, daß ich schlecht zu verstehen bin.
DER HOHEPRIESTER. Und wenn diese Fügung nur als Phantasie besteht?
DER MAGIER. Wäre sie dann weniger bedeutsam?
DER HOHEPRIESTER. Scheinbar greift sie an, was besteht. Oder greift sie an, was nur scheinbar besteht?
DIE HOHEPRIESTERIN. Hat diese Fügung Sein, das werden soll? Oder ist ihr Sein ein Widerspruch zum Sollen?
TUGEND. Ist ihr Sollen nicht nur Schein?
DAS SCHICKSAL. Oh nein, ihr Sein steht tief im Soll.
DER WEISE EREMIT. Was andere Fügung nennen, nenne ich Schuld!
DER TEUFEL. Zicke zacke zicke zacke, hoi hoi hoi!
DER RITTER DER KELCHE. Schuld ist ein hohles Wort. Ein extrem gewölbter Begriff. Bauchig geworden vor lauter hineingestopftem Sinn.
DER WEISE EREMIT. Schuld ist Schuld, im Norden wie im Süden, im Westen wie im Osten!
DER RITTER DER SCHEIBEN. Könnte es sich bei dem Stand, den wir betrachten, um eine vorübergehende Erscheinung handeln?
DER TEUFEL. Könnte es sich bei deinem Verstand um eine vorübergehende Erscheinung handeln?
DER RITTER DER SCHEIBEN. Ich lasse mich nicht beleidigen, auch nicht vom Herrn Satan persönlich! Nennt mir Euren Sekundanten!
DER TEUFEL. Hm – Ozzy Osbourne?
DER RITTER DER SCHEIBEN. Sehr witzig.
DER TEUFEL. Ach, hol dich der Teufel.
DER KÖNIG DER KELCHE. Hört mich an, bei der Asche Gogols! Kein Geschehen ist ohne Bedeutung, oder stimmt das etwa nicht? Hat schon alles seinen Sinn, ja, das kann man sagen! Das Geschehen, das ist wie ein – wie ein – Glas mit Wodka! Es wäre schlecht bestellt um die Bedeutungen, wenn sie nicht schon drin wären im Geschehen, wie Wodka im Glas! Ich meine, wo sollten sie sonst hin, die Bedeutungen?
DER TEUFEL. Ist ein Doktor anwesend? Rasch, wir haben einen Notfall hier!
DER KÖNIG DER KELCHE. Wie soll einer die Bedeutung des Geschehens erkennen, wenn es kein Geschehen gibt? Ich bin für weiteres Geschehen, bis man die Bedeutung trinken kann! Sehen kann, ’zeihung.
DIE LUST. Ja! Ja! Ich will, daß es geschieht! Das Geschehen soll geschehen! Immer!
DER WEISE EREMIT. Nur über meine Leiche!
DER TOD. (Aufwachend) Pardon?
DER NARR. (Klatscht Beifall) Das ist ein Wort! Ein gutes Wort! Das ist das beste Wort! Das erste Wort! (spricht leise vor sich hin, mit verschiedenen Betonungen) Pardon? Pardon! Pardon…
DIE PRINZESSIN DER STÄBE. Geschehen muß sein. Wovon sollte man sich als Eremit sonst abwenden?
DER WEISE EREMIT. Ein solcher Hang zum Fatalismus kann nur von Übel sein!
DIE HERRSCHERIN. Niemand sprach von Fatalismus hier.
DER WEISE EREMIT. Aber man kann den Dingen nicht einfach ihren Lauf lassen!
DAS SCHICKSAL. Ach! Seit wann denn nicht?
Woher kommen wir?
SIE kam. SIE ging nicht in die andere Richtung. SIE ging nicht an ihm vorbei. Man kann nur tun, was man will, wenn man auch das Gegenteil tun könnte, und nichts hätte SIE am Gegenteil gehindert. Aber SIE war ihm gefolgt und stand urplötzlich auf einem Punkt im All, der von seinem Standpunkt nur zwei Armlängen entfernt war. Unauffällig wie eine gotische Kathedrale. Als hätten die Himmelsmächte in Windeseile eine Statue errichtet neben ihm, eine Marmorschönheit, die Kunst des Phidias übertreffend. Ihre Position war so eindeutig auf ihn, Aljoscha den Idioten, abgestimmt und eingestellt, daß ihm das Herz in die Kniekehlen sank, und mit also beherzten Knien versuchte er, neben dieser Hohepriesterin des Unnennbaren zu bestehen. Zu stehen, fürs erste.
Majestätisch, erhaben, unbewegt, doch Gott weiß welche Schwingungen aussendend, tat SIE nichts, als einfach mit rätselhafter Unerbittlichkeit in sein Leben zu treten. Wer war SIE? Oder was war SIE? Die Diskrepanz zwischen IHRER diktatorischen Präsenz und IHRER demonstrierten Gleichgültigkeit war nervenzerfetzend.
Ein Mann kam auf Aljoscha zu. Und was war jetzt das? Ein weiterer Abgesandter, ein Unheilsbringer? Ein Kurier aus anderen Dimensionen? Wladimir Majakowski? Hauen Sie ab, ich warne Sie! Der Ziegenbock oben! Der Ziegenbock unten! Der Ziegenbock oben! Der Ziegenbock unten!
„Kennen Sie sich hier aus?“ fragte der Mann.
„Ja.“
„Fährt diese Bahn nach Wolchonka?“ fragte der Mann.
„Nein“, sagte Aljoscha.
Der Mann ging nicht weg. Aljoscha hatte Lust, in seinen Schal zu beißen und zu rufen: „Schmeckt sehr schal!“ – wenn es nur den Mann verjagte.
„Fährt denn gar keine Bahn nach Wolchonka?“ fragte der Mann. Die großen Anzeigetafeln überall kümmerten ihn wohl nicht sehr.
„Doch. Wahrscheinlich die nächste.“
Wieder vergingen kostbare Sekunden.
„Wann kommt die denn?“
Unbeirrbar ging der Mann am Rande einer Ohrfeige spazieren.
„Bald. In fünf Minuten. Keine Panik.“
Der Mann machte runde Augen: „Ich? Panik? Wieso?“
Aljoscha dachte: weil sich gleich ein Loch auftut und dich verschluckt. Aber der Mann zog endlich weiter.
Und damit hatte SIE seine Stimme aus der Nähe vernommen. Beruhigend, daß man Gesagtes nicht an sich bringen kann, um Fernzauber damit zu treiben. Oder kann man? Vielleicht hatte SIE Mittel, um den Klang seiner Worte substantiell zu machen und einzureiben mit einem Gemisch aus Geckospucke, Viperntränen, Belladonna und Pulver aus dem Gürtel der Persephone und… Jessas. Wie sagt Majakowski in Seht, so ward ich ein Hund: „Sicher – die Nerven, gehn mir an die Nieren…“
Als die Metro in den Bahnhof eingerollt war und Aljoscha einstieg, folgte SIE ihm so spurgetreu, als würde SIE hinter ihm durch eine Schneewehe gehen. Unfaßbar, dachte er. SIE will es so. SIE will es so.
Er lehnte sich an eine Trennwand. Ob IHR das Gedränge keinen Ausweg ließ, oder ob SIE sich dazu entschloß, jedenfalls blieb SIE ganz nah bei ihm, als hätte er ein Anrecht auf das berauschende Gefühl dieser Nähe, auf den Reiz, der darin lag, daß SIE vor aller Augen eine Art von Zugehörigkeit vorspielte, andererseits aber nur sie beide wußten, was hier vor sich ging. Für diesen exklusiv exhibitionistischen Akt drehte SIE ihm, natürlich, den Rücken zu, und trotzdem war es, als würde er durch ein Schlüsselloch schauen, und als würde SIE es wünschen, ihn auf diese Weise zum Voyeur zu machen. Für eine kostbare Minute exquisiter Martern lud SIE seinen Blick ein, in IHR Haar zu tauchen und sich von den Wellenlinien jeder Strähne mitreißen zu lassen; dann, wenn SIE den Kopf ein wenig drehte, die Länge IHRER Wimpern zu studieren, während IHR Parfum ihm die Sinne verwirrte, Dufthauch einer prächtigen Blüte, die sich für einen luxuriösen Exzeß zur Schau stellt. Dann, als sich an einer Trennwand vis-à-vis ein Platz zum Stehen bot, nahm SIE diesen mit einer raschen und geschmeidigen Bewegung ein; es war unmöglich, zumindest für Aljoscha, dabei nicht an den lautlosen, waagrechten Sprung eines todsicheren Panthers zu denken. SIE warf herrisch den Kopf in den Nacken, schien einen scharfen, seltsam befriedigt wirkenden Atemzug zu tun und sah ihn kurz und beunruhigend an. Zum ersten Mal standen sie von Angesicht zu Angesicht.
Auge in Auge.
Woher kommen wir? Woher kommen wir zurück? Welche Sprache, in jedem Gedächtnis längst erloschen, sprachen wir? Welche Dynastie statuierte ein Exempel? Welchen Glauben erklärte sie für rechtens? Welchen Kult verbot sie? Welcher Tyrann ließ uns verfolgen? In welchem Land, in welchem Reich kam ich zu spät? Begehrte diese Frau Erinnerung an jene Stunde, da SIE an einen Pfahl gekettet war, zu Tode gequält von den Schergen des Herrschers? Erinnerung an den letzten schwachen Glanz in IHREN Augen? Erinnerung an seine zorngeballte Faust und seinen Schwur, diesen Glanz wiederzufinden, bevor die Sterne aufhören zu wandern? Ein Zucken IHRER Lippen – es lag Getriebensein darin und Grausamkeit. Oft wie nie zuvor fand er IHREN Blick, den Blick, der zwischen ihm und der Vernunft jedes Band zerschnitt. IHRE Haltung war gebieterisch und streng, IHRE ganze Erscheinung erteilte die Lektion, nichts erhoffen zu dürfen, niemals; und gerade darum glich IHR Blick einer Verzweiflungstat: die sehnsüchtige Aufmerksamkeit IHRER Augen wirkte scheu und beinahe flehentlich, als wollte SIE dem Zeichenlehrer sagen: laß mich Rosen tuschen in das Album deiner Not… IHRE Stiefelspitzen zeigten in so grundverschiedene Richtungen, daß es nur zwei Möglichkeiten gab: SIE war Ballettänzerin oder vom Teufel besessen.
Anschwellendes Dämonenheulen
Könnte man unsichtbar werden wie Ariel, der Luftgeist, um zu spionieren! Einmal nur sich umschauen in den Gemächern, die SIE bewohnte! Zwei oder drei Geheimnisse IHRES Lebens, um wenigstens die Nervosität ein wenig zu lindern! Bevorzugte SIE Kirschen oder Erdbeeren? Rosen oder Lilien? Paris im Frühling oder London nach Mitternacht? Sacher-Masoch oder den Marquis de Sade? Opium oder Shalimar? Trank SIE den Tee mit Zucker oder nicht? Liebte SIE vielleicht nur Frauen? Welches war der Spiegel, vor dem SIE IHRE Strumpfnaht richtete? Was bedeuteten die Bilder, die an den Wänden hingen? Erschienen jede Nacht dieselben Silhouetten vor dem Fenster? War Zeit ein Schwindel hier, im Schein von 13 Kerzen? Träumte SIE zuweilen, daß eine dieser Türen in unterirdische Verliese führte?
Hier, wo SIE aus IHREM langen, schweren Wintermantel glitt, in den gehüllt SIE auf den Straßen die Blicke der Verstohlenen mit eisiger Mißachtung strafte. Hier, wo IHR in einem schwarzen Universum milchig weißes Licht huldigend entgegenströmte. Hier, wo IHRE geschlossenen Lider erzitterten, wenn die Wesen in den unterirdischen Verliesen brüllten.
SIE schlägt die Augen auf und sieht: nicht ihn. SIE beobachtet nicht ihn mit kühlem Interesse und präziser Neugier. Mit IHR erhebt sich eine ägyptische Königin, gewillt, IHRE Macht zu erproben mit ruhiger Selbstverständichkeit. SIE läßt nicht ihn den Kuß der züngelnden Natter fühlen, dann IHREN eigenen Kuß, und nicht ihm schmilzt das Rückgrat in der Glut. SIE schmiegt sich an die bronzene Katzengöttin, eingesperrt in ein fremdes Jahrhundert wie in einen Kerker voller Seufzer, deren Echos keinen Ausweg finden. Während SIE in unangreifbarer Reinheit thront, läßt SIE nicht ihn sein Verlangen büßen. Die Sterne werden rasend. Nebelschwaden kriechen durch den Korridor. Aljoscha kniet, die Hände auf dem eisigen Stein, den Blick zur schönen Peinigerin erhoben, die nicht ihm unter seidigen Bedingungen IHREN Willen aufzwingt. Nicht er streckt die Hände nach IHR aus wie eine verdammte Seele. SIE legt sich auf einen steinernen Altar wie auf einen Diwan, hingegossen, man hätte SIE für wollüstig halten können, eine Bewegung IHRER Beine verursacht anschwellendes Dämonenheulen – und der Hauptmann, der hervorwächst aus dem Nebel, brüllt martialisch – und Aljoscha heult sein eigenes Heulen, als er die blanke Klinge in den Hauptmann rammt und den Widersacher meuchelt und ein ganzer Lebensstrom die steilen Stufen in die Tiefe rinnt. In der Bredouille war Aljoscha an der Peripherie des Wirklichen – und im Zentrum des Phantastischen.
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